"Meine Flucht begann in…"

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Die Koptisch-orthodoxe Kathedrale von Assuan

…Ägypten. Melad A. (26) ist koptischer Christ. Und das ist auch der Grund, warum er nach Deutschland g
eflüchtet ist. Deutschland sei ein christliches Land, hier könne man sich sicher fühlen, im Gegensatz zu seiner alten Heimat. Vor drei Jahren kam Melad nach Deutschland, weil er die andauernde Angst, die Schikanen und Repressionen im islamisch geprägten Ägypten nicht mehr aushielt. Zwar sei er selbst nie körperlich bedroht oder in Lebensgefahr gewesen, das sei aber eine glückliche Fügung. „Irgendwann hätte [es] mich sicher auch getroffen“. Wie er genau nach Deutschland gekommen ist, will er nicht verraten.

Er erzählt von einem Vorfall in seinem Heimatdorf, von dem ihm sein Onkel vor kurzem am Telefon berichtet hat. Eine große Gruppe Muslime lag im Streit mit einem koptischen Christen, weil sie diesen im Verdacht hatten, eine Affäre mit einer Muslima zu haben. Der junge Mann floh aus seinem Heimatdorf. Daraufhin rächten sich seine Verfolger stellvertretend an seiner Mutter und den anderen christlichen Einwohnern des Dorfes. Sie wurde auf die Straße gestoßen und man riss ihr die Kleider vom Leib, um sie öffentlich zu demütigen. Außerdem hätte man ihres und auch weitere Häuser ortsansässiger Christen angezündet. Diese Geschichte, die Melads Onkel aus nächster Nähe erlebt hat, fand auch Resonanz in der deutschen Presse.

Durch Berichte wie diese, fühlt sich Melad in seiner Entscheidung bestätigt, seine Heimat verlassen zu haben. Zunächst war er in einer Erstaufnahmeeinrichtung bei Trier und fand bald eine Anstellung als Fernsehelektriker bei einer Zeitarbeitsfirma. Inzwischen hat er in eine Firma nach Mainz gewechselt und will dort an der Anerkennung seines Gesellenbriefes arbeiten. Dafür nimmt er an einem Deutsch-Aufbaukurs teil. „Eure Wörter sind so kompliziert, aber [ich] arbeite hart!“. Besonders angetan hat Melad der Umstand, dass man in Deutschland sehr offen über alles mögliche reden kann, ohne schief angesehen zu werden. Etwas befremdlich kommt ihm immer noch vor, dass die Menschen sich so wenig auf der Straße aufhalten. „Alle wollen immer wohin, aber niemand [ist] einfach mal da und lebt“.

Zum Zeitpunkt des Interviews hatte Melad einen Termin für eine Anhörung, die eine Niedererlassungserlaubnis bedeuten könnte, nachdem er nun drei Jahre hier gelebt hat. „Wenn [die] mich nicht wollen, [gehe ich] nicht zurück nach Ägypten, nie wieder! Dann [werde ich es] lieber woanders versuchen“.

Wir drücken fest die Daumen, dass sich seine Arbeit und das Lernen ausgezahlt hat, damit Melad nicht noch einmal von Vorne starten muss!

Bildquelle: Katharina Wieland Müller  / pixelio.de