Softskills? Können auch Juristen!

Aufgeteilt in zwei Gruppen zu unterschiedlichen Terminen, fand das Softskill-Seminar, das Teil der
Beraterausbildung der Refugee Law Clinic Mainz war, geleitet von Ass. jur. Mayer statt.
Wer Menschen erfolgreich beraten will, muss nämlich vor allem eines mitbringen: Empathie. Sich auf das Gegenüber und sein Verhalten einstellen können, ihm das Gefühl vermitteln,

„Ich bin da, ich höre zu und ich nehme dich ernst.“
Sicherheit bieten.
Gar nicht immer so einfach. Denn: Menschen sind verschieden. Sie handeln verschieden. Reagieren verschieden. Nehmen Dinge auf ihre ganz eigene Art und Weise war.
Darum ging es also in unserem Seminar, dass damit eröffnet wurde, sich gleich zu Beginn mit einer (meist) komplett fremden Person gegenüber zu setzen, sich anzusehen und einander jeweils zwei Minuten lang zu erzählen, was man beim Gegenüber wahrnimmt. (Und zwei Minuten können, wie wir festgestellt haben, eine sehr lange Zeit sein.)
„Wenn ich dich anschaue, dann sehe ich (...)“
Äußeres beschreiben. Noch relativ harmlos.
„Wenn ich dich anschaue, dann denke ich (...)“
Schon schwieriger. Was kann ich jetzt laut sagen, von all den Gedanken, die mir gerade im Kopf herumschwirren?
„Wenn ich dich anschaue, dann fühle ich (...)“
Oh, oh. Unbehagen ob der Situation? Aber das hat doch nichts mit meinem Gegenüber direkt zu tun! Was fühle ich, was fühle ich? Richtig schwierig, weil spätestens ab hier auch Selbstauskunft in den Aussagen steckte. Distanz kaum möglich.
„Wenn ich dich anschaue, dann denke ich, dass du denkst (...)“
Und man dachte vorher schon, es könnte nicht mehr viel schwieriger werden. Aber oh doch, ja. Denn: Was kann ich meinem Gegenüber offen unterstellen, von dem ich glaube, das er es jetzt gerade, in diesem Augenblick denkt? Hilfe!
Schon die erste Übung brachte so manchen also durchaus mal ein wenig an ihre oder seine Grenzen – aber auch das kann ja spannend sein. Und es ist auch nicht verwunderlich – denn normalerweise geschehen all diese verschieden Wahrnehmungsstufen innerhalb von Sekunden gleichzeitig, wenn man einer anderen Person zum ersten Mal begegnet (und natürlich „muss“ man ihr im Normalfall dann auch nicht in die Augen blicken und alles in Worte packen, klar).

Es folgten Vertrauensübungen (Eine Person schließt ihre Augen und wird von einer anderen Person durchs Gebäude gelotst), Rollenspiele, in denen wir Beratungssituationen aus dem Alltag nachgestellt haben und verschiedene Wege gesucht haben, dort zu diplomatischen Lösungen zu kommen.
Weitere Partnerübungen, in denen wir Stimmungen und Gefühle nachstellen, die das Gegenüber anschließend imitieren und spiegeln sollte. Nur über Gesichtsausdrücke, mal kombiniert mit untermalenden Geräuschen. (Klingt unendlich viel leichter, als es tatsächlich ist!)
Im Laufe des Tages, wurde es auch durchaus manchmal etwas emotional. Und das war okay, denn interessant und auch schön, weil man aktiv fühlen konnte, wie die Atmosphäre im Raum und untereinander sich veränderte. Von verlegener Zurückhaltung am Anfang, zu angeregten – und auch recht persönlichen – Gesprächen am Ende. Teambuilding at it's best, könnte man sagen.
Wir lernten dabei nicht nur viel über das Verhalten anderer - sondern wurden auch immer wieder zur kritischen Auseinandersetzung mit uns selbst, unseren Gedanken, Gefühlen und Verhalten, angeregt. Selbstreflexion ist das Zauberwort.

Konstatieren kann man letztlich: Ein durch seine interaktive Gestaltung durchaus sehr forderndes Seminar, dass jedoch aufschlussreich und lehrreich war und vor allem auch eines: Spaßig!
In diesem Sinne, noch einmal ein großes Dankeschön an Ass. jur. Mayer, der sich die Zeit für uns genommen hat.