Der „Start-Schuss“ für die Mainzer Refugee Law Clinic

Am 27. April 2017 feierte die RLC Mainz ihre offizielle Eröffnung. Nach der Ansprache vom RLC Mainz Vorstand, wurde die Veranstaltung durch einen Vortrag von Daniel Toda Costán über das „GEAS“ perfekt abgerundet.

Wer am Donnerstagnachmittag vom Forum aus Richtung ReWi gegangen ist, dem kann nicht entgangen sein, dass die RLC Mainz ihre offizielle Eröffnung feierte. Der Seiteneingang zum Hörsaal VII im alten ReWi Gebäude wurde in den Farben der RLC, mit roten und weißen Luftballons, geschmückt und die Tür belegte ein riesen Banner mit dem Logo des ehrenamtlichen Vereins.

Wer einen Schritt nach Innen wagte, den erwarteten angespannte, aber auch voller Vorfreude sprießende Studierende, die leicht nervös noch den letzten technischen Stand überprüften, das Büffet für die Gäste aufbauten oder nach dem eigenen Namensschild suchten.

War einmal alles aufgebaut so bleiben nur noch 5 Minuten und der Blick wanderte langsam zur Tür, durch die demnächst die Gäste kommen würden. Kurz vor 18 Uhr wurde dann noch schnell die Krawatte zurechtgerückt, die Frisur überprüft und das Jackett angezogen – man merkte unwillkürlich, auch die zukünftigen Juristen sind ab und an aufgeregt. Doch viel Zeit blieb dafür nicht, denn schon ging die Tür auf und die ersten Gäste stürmten herein. Sie wurden von den Mitgliedern freudig begrüßt, man unterhielt sich ein paar Minuten und begleitete sie zu ihren Plätzen.

Viel Arbeit und noch mehr Unterstützung

Die Eröffnungsfeier wurde von den Vorstandsmitgliedern Lukas Fuchs, Vereinsvorsitzender, Franziska Rothhöft, stellvertretende Vorsitzende und Stefan Machner, Schatzmeister, eingeleitet.

Gefeiert wurde das einjährige Bestehen des Vereins RLC Mainz, der am 26.02.2016 gegründet wurde, sowie der erfolgreiche Abschluss der aller ersten Ausbildung der zukünftigen Berater und Beraterinnen mit einer feierlichen Diplomübergabe.  Ein besonderer Dank ging an die anwesenden Gäste: Frau Katharina Binz, Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rheinland-Pfalz. Frau Jaqueline Rauschkolb, Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz aus der SPD Fraktion. Frau Gisela Hammes, Rechtsanwältin und Vorstandsmitglied der Rechtsanwaltskammer für den Oberlandesgerichtsbezirk Koblenz. Herrn Martin Nelte, Fachanwalt für Migrationsrecht und Lehrbeauftragter der Universität Mainz. Herrn Axel Geerlings-Diel von der Initiative Save me Mainz. An die Beratungsstelle AWO: Fachdienst für Migration und Integration sowie an Rainbow Refugees. Und auch an die RLC Trier und ihre anwesenden Vertreterinnen Judith und Yasmin, die mit ihrer Erfahrung und Hingabe im großen Maße geholfen haben, dass das Projekt RLC Mainz so erfolgreich starten konnte. Nach nur einem Jahr haben es alle zusammen geschafft, dass nicht nur der organisatorische Rahmen einwandfrei und startbereit steht, sondern auch, dass die erste Ausbildungsrunde mit rund zwölf neuen Beraterinnen erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Ein grüner Höhepunkt des Abends 

„Und weil der Ausdruck „Start Druck“ durch ein Mitglied der Regierung gebraucht, missverstanden werden könnte, gebe ich jetzt, gewissermaßen, den Start Schuss, für das deutsche Farbfernsehn“ (Willy Brandt 1967).

Nach den Danksagungen versammelten sich alle Ressortleiter der RLC Mainz vorne, um zusammen den „Start Schuss“ für die Anmeldung zu der kostenlosen Rechtsberatung in Belangen des Asyl- und Ausländerrechts zu geben. Hierfür drückten sie den speziell vorbereiteten, roten Knopf und die rote Anzeige hinter ihnen wurde grün. Und auch wenn dieser Moment nicht so geschichtsträchtig gewesen ist, so war er für die Mitglieder der RLC Mainz und für die zukünftigen Mandanten nicht weniger bedeutungsvoll. Die monatelange, harte Arbeit wurde belohnt und nun kann die Rechtsberatung ab Mai 2017 angeboten und durchgeführt werden.

„Es ist nur ein kleiner Buchstabe der Refugee (Flüchtling) vom Refuge (Zufluchtsort) trennt, aber hinter diesem Buchstaben steckt eine ganze Menge Arbeit, die wir gerne auf uns nehmen, um den geflüchteten Menschen zu helfen, damit sie an ihrem sicheren Zufluchtsort bleiben können“, so der Vorstandsvorsitzende Lukas Fuchs.

2016 – Das Jahr mit den meisten Toten im Mittelmeer

Abgeschlossen wurde der offizielle Teil der Veranstaltung durch den Vortrag „Das gemeinsame europäische Asylsystem von 1999: Erfolg, Misserfolg und Zukunft“ von Dipl. Jurist, M.A. Daniel Toda Castán, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Sommermann an der deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer.

Besprochen wurde das Stockholm Programm von 2010, der Reformprozess von 2015 sowie das Dubliner Übereinkommen, dass seit Januar 2014 angewandt wird. Obwohl man mit den Programmen mehrere Erfolge feiern konnte, allein 2016 fanden ca. 710.000 Menschen Zuflucht im europäischen Raum, war das vergangene Jahr das Jahr mit den meisten Toten im Mittelmeer. „Der Reformprozess von 2015 hat auf die Krise erfolgreich reagiert“, so Daniel Toda Castán. „Es wurden hohe Standards geschaffen und neue Fluchtgründe, wie sexuelle Orientierung oder das Geschlecht, als Schutzgründe anerkannt. In fast allen Ländern stieg die Aufnahmebereitschaft.“ Allerdings kann man diesen positiven Aufschwung nicht bei allen europäischen Ländern beobachten. Vor allem zwei Länder verweigern die Aufnahme der Geflüchteten. „Aber nicht nur die, sondern sogar die Überprüfung der Geflüchteten, um überhaupt weiter über eine mögliche Aufnahme zu verhandeln“, so Castán weiter. In Ungarn soll es das Gesetz geben das erlaubt, Geflüchtete innerhalb der ersten 8km auf der ungarischen Seite einzufangen und ohne Überprüfung zurück zu schicken.

Wo das Auge nicht sehen will, helfen weder Licht noch Brill

Der Flüchtlingssturm und dessen Bewältigung haben sich seit spätestens 2016 zu einem überregionalen, gemeinsamen, europäischen Schwerpunkt entwickelt. Was viele jedoch nicht erkennen ist, dass das Flüchtlingsproblem nicht nur Europa betrifft. 86 Prozent der Geflüchteten aus der ganzen Welt werden von den Entwicklungsländern aufgenommen, 26 Prozent davon werden in den am wenigsten entwickelten Ländern wie Uganda aufgenommen. Nur 14 Prozent aller Geflüchteten kommen in den Industrieländern wie dem europäischen Staat an und selbst davon soll noch ein beträchtlicher Teil wieder zurückgewiesen werden.

Um genau das zu verhindern entstehen solche Organisationen wie die RLC Mainz, die mit ihrem Engagement nicht nur „Erste Hilfe“ leisten möchte, sondern auch um einen Weg für eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen. Die RLC Mainz steht für eine offene Welt, in der vor keinem hilfsbedürftigen Menschen die Tür zugeschlagen wird.

Die RLC Mainz ist ein junger, ehrenamtlicher Verein von Menschen und für Menschen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen möchten, um Anderen den bestmöglichen Start ins neue Leben zu bieten