„Auch ist offener als insbesondere!“ Solche oder ähnliche Aussagen sind wohl das Ergebnis, wenn sich rund 60 engagierte Menschen vier Tage lang ununterbrochen über die Zukunft des Dachverbandes der Refugee Law Clinics in Deutschland austauschen.
So war es jedenfalls auf dem 3. deutschlandweiten Vernetzungstreffen des RLC Dachverbandes vom 07.09.2017 bis zum 10.09.2017 im beschaulichen Weingarten. Dort stellte uns die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart den gesamten Südflügel des ehemaligen Benediktinerklosters Weingarten zur Verfügung. Denn da der Dachverband im Sommer dieses Jahres nun endlich seine Gemeinnützigkeit zugesprochen bekommen hatte, gab es für uns viele wichtige neue Fragen zu klären und Neuigkeiten auszutauschen.
Spannendes zu berichten hatten vor allem die Vertreter der RLCs Köln und Hamburg. Denn die Kölner haben es geschafft, mithilfe eines versierten ITlers ein eigenes Intranet zu gestalten. So werden vielfältige Funktionen unterschiedlicher Plattformen in einer einzigen zusammengefügt. Man kann die Mandanten- und Mitgliederverwaltung, aber auch das Veranstaltungsmanagement zentral organisieren und zusätzlich noch eine Kommunikationsplattform anbieten.
Und auch die Hamburger waren fleißig im letzten Jahr. Ihnen ist es gelungen, die aktive Arbeit im Verein auf die Freischusssemester anrechnen zu lassen. Wer also eine zuvor festgelegte Anzahl an Stunden für die RLC in Hamburg tätig ist, kann bis zu 2 Semester angerechnet bekommen.
Neben diesen und anderen lehrreichen Gastbeträgen – unter anderen von Wolters Kluwer zum Thema JURION per Skype oder einem Vertreter der RLC abroad – lag der Schwerpunkt des Treffens auf der Mitgliederversammlung am Samstag. Die zuvor eingeplante Zeit von drei Stunden musste dabei geringfügig überzogen werden – um rund acht Stunden. Doch dafür haben wir die Zeit genutzt, um trotz einiger schwieriger Fragen die Geschäftsordnung zu beschließen, einen neuen hochmotivierten Vorstand wählen und die Eckpunkte für eine Finanzierungsrichtlinie festlegen. In dieser soll in Zukunft festgelegt werden, wie und unter welchen Voraussetzungen die RLCs vom Dachverband Gelder beantragen können. Besiegelt wurde die Mitgliederversammlung anschließend mit einer ganzen Wagenladung Pizza der örtlichen Pizzeria.
Neben den vielen organisatorischen Punkten um die interne Ausgestaltung des Dachverbandes kam auch das materielle Asyl- und Ausländerrecht natürlich nicht zu kurz. Drei Anwälte, die auf einen vieljährigen Erfahrungsschatz bezüglich dieser Rechtsmaterie zurückblicken können, referierten über die aktuelle Rechtsprechung und Gesetzesänderungen – und ließen uns das vermittelte Wissen auch gleich an realen Fällen selber anwenden. Denn so wichtig die Fragen um einzelne Formulierungen in der Geschäftsordnung auch sein mögen, sollte man dabei nicht aus dem Auge verlieren, dass unsere Hauptaufgabe die Rechtsberatung von Geflüchteten ist.
Doch so anstrengend die Tage voller Diskussionen, Vorträgen und Abstimmungen auch gewesen sind, hielt uns das nicht davon ab, auch die Abende hauptsächlich um das Thema RLC kreisen zu lassen. Wenn nun auch mit einem Bier oder Wein, statt mit einer Tasse Kaffee. Es war eine sehr spannende Erfahrung, zu vergleichen, wie einzelne RLCs im Detail ausgestaltet sind, wie sie Probleme lösen oder wie sie Mitglieder akquirieren. Und die Bandbreite ist breit von Gruppen, die sich auf die Interviewberatung beschränkt bis zu solchen, die sich an Klageschriften heranwagen.
Die leidenschaftlichste Diskussion der paar Tage war jedoch eine der Wenigen, die sich nicht um Law Clinics drehte. Sondern um die Frage, wo genau der Unterschied zwischen eine Torte und einem Kuchen liegt. Ist es der Sahneanteil? Sind es die Schichten? Oder allein der Backvorgang?
Zugegeben – ganz nüchtern waren wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Letzten Endes ist wohl jeder von uns mit dem Kopf voller neuer Eindrücke, Ideen und Kontakten von Weingarten nach Hause gekommen, hochmotiviert dies auch in der lokalen RLC umzusetzen. Und auch dem Dachverband dürfte dieses Treffen neuen Rückenwind gegeben haben, sich seinen Aufgaben mit neuer Energie zu widmen.