Interview mit einem Vereinsmitglied

 Anfang 2016 hast Du Susanne gemeinsam mit anderen engagierten Kommiliton*innen eine Refugee Law Clinic in Mainz gegründet. Wie ist diese Idee entstanden?

Eine Landtagsabgeordnete kannte das Projekt aus Trier, wo sich ca. ein halbes Jahr vor uns die RLC gegründet hat. Sie hat daher angefragt, ob es in Mainz auch Bestrebungen gibt, eine Law Clinic zu gründen. Daraufhin wurde ein Informationsabend organisiert, der auch regen Anklang fand. Zuerst konnten aber noch nicht allzu viele etwas mit dem Begriff Refugee Law Clinic anfangen und auch von der Gründung eines Vereins hatten wir wenig Ahnung, weswegen wir die Vereinsgründung erstmal in verschiedenen Arbeitsgruppen vorbereitet haben. Dabei wurden wir auch von der Trierer RLC unterstützt.

Das Ressort Beratung ist zwar das Herzstück des Vereins, dennoch beratet Ihr die Geflüchteten nicht, wie man annehmen könnte, selbst. Welche Aufgaben hat das Ressort im Allgemeinen?

Wir sind das Bindeglied zwischen den Beratenden und dem Verein. Wir kümmern uns um den Beratungsort und die Unterlagen, die die Beratenden für eine Beratung benötigen. Mit dem von uns geschriebenen Beratungsleitfaden versuchen wir den Beratenden eine Orientierung an die Hand zu geben. Außerdem haben wir uns darum gekümmert, dass uns Anwältinnen zur Supervision zur Verfügung stehen. All das muss aktuell gehalten werden und bei Änderungen angepasst werden. Zusammen mit unserer Mitarbeiterin kümmern wir uns auch um die Betreuung der Beratenden und der Anwältinnen.

Wie sieht die Mitarbeit in diesem Ressort konkret aus? Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, wie kommuniziert Ihr untereinander und mit dem Vorstand?

Das Ressort trifft sich regelmäßig, im Moment ca. einmal im Monat. Da werden dann die neusten Entwicklungen und anstehenden Aufgaben besprochen. Die Ressorttreffen finden meistens abends statt und dauern häufig nicht sehr lange. Auf dem Ressorttreffen werden dann auch Aufgaben verteilt.

Wie viel Zeit die Ressortarbeit in Anspruch nimmt, ist schwierig zu sagen. Es ist immer davon abhängig, wie viel Arbeit im jeweiligen Ressort gerade anfällt. Da in einem Ressort aber immer mehrere Menschen sind, lassen sich die Aufgaben meist ganz gut auf alle Schultern verteilen, so dass niemand überlastet wird.

Die Kommunikation mit dem Vorstand gehört zu meinen Aufgaben als Ressortleiterin. Wenn sich bei unserer Ressortarbeit etwas Wichtiges ergibt, gebe ich es an den Vorstand weiter. Die Kommunikation erfolgt innerhalb des Ressorts, wenig überraschend, über eine WhatsApp-Gruppe. Da werden die Termine für das Ressorttreffen festgelegt und auch mal dringende Dinge besprochen.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man an einer Mitarbeit in diesem Ressort interessiert ist?

Dafür braucht man eigentlich keine bestimmten Eigenschaften oder Fähigkeiten, jeder kann sich in einem Ressort einbringen, auch besonderes Wissen ist nicht nötig. Insbesondere muss man für die Mitarbeit im Ressort Beratung (oder irgendeinem anderen Ressort) nicht die Ausbildung zu*r Berater*in abgeschlossen haben. Ich selbst habe die Ausbildung auch nicht gemacht.
Man muss nur Spaß daran haben, sich zu engagieren und begeistert bei der Sache sein.

Besteht dennoch eine Möglichkeit, als Ressortmitglied und gleichzeitig als Berater*in tätig zu sein?

Klar, das kann sogar sehr hilfreich sein, weil wir im Ressort Beratung oft von außen Änderungen an der Beratung vornehmen. Wenn dann ein Beratender mit dabei ist, kann er oder sie auch direkt sagen, falls sich unsere Pläne vielleicht gar nicht umsetzbar sind. Zeitlich lässt sich die Belastung auch in Grenzen halten. Wenn ein Ressortmitglied, sei es wegen der Beratung oder wegen anderer Gründe wie dem Studium, nicht so viele Aufgaben im Ressort übernehmen kann, ist das kein Problem, da die Aufgaben ja auf alle Schultern verteilt werden. Deswegen ist das Engagement in den Ressorts auch so wichtig, damit die anfallende Arbeit auf möglichst viele aufgeteilt werden kann.

Wie kann man sich die Arbeit als Ressortleiter*in des Beratungsressorts vorstellen und wie ist dieses Ehrenamt zeitlich mit dem Studium der Rechtswissenschaften vereinbar?

Als Ressortleiterin organisiere und leite ich die Ressorttreffen. Das bedeutet, dass ich einen Termin festlege und im Vorfeld schaue, was besprochen werden muss. Außerdem nehme ich auch an den Vorstandssitzungen teil. Platt ausgedrückt muss ich dafür sorgen, dass die Beratung rund läuft. Daher stehe ich auch in Kontakt zu unserer Mitarbeiterin, die die Beratungstermine organisiert, und natürlich auch mit den Beratenden.

Die Ressortleitung ist schon ein etwas größerer zeitlicher Aufwand als die reine Ressortarbeit. Aber auch hier kann man keine genaue Stundenzahl nennen. Mit dem Studium lässt sich das auf jeden Fall vereinbaren, man kann auch mal in stressigen Studienphasen etwas kürzertreten. Die anderen Ressortmitglieder übernehmen ja auch Aufgaben. Nur in der Examensvorbereitung ist das vielleicht schwierig. Aber gerade in den unteren Semestern ist das kein Problem.

Das Ressort Beratung hat bereits eine große Veränderung hinter sich - es entstand aus dem ursprünglichen Ressort "Rechtliches", welches unter anderem die Vereinssatzung entwickelt hat. Wie stellst du Dir die Zukunft des Ressorts vor, gibt es geplante Umgestaltungen?

Stimmt, wir haben die Organisation der Beratung übernommen, weil diese umfangreiche Aufgabe nicht auch dem Ressort Ausbildung übergeben werden sollte, das bereits mit der Organisation der Ausbildung und der Fortbildungsveranstaltungen ausgelastet ist.

In Zukunft denke ich, dass die Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsressort vielleicht noch enger werden wird, als sie bisher schon ist. Gerade, wenn die Beratenden ab dem kommenden Ausbildungsturnus auch beraten haben müssen, um unser Beraterzertifikat zu erhalten.

Was ist Deine Motivation, bei der RLC mitzuarbeiten - ziehst Du daraus Vorteile für Dich selbst oder Dein Studium?

Ich war schon immer in verschiedenen Vereinen und Organisationen neben meinem Studium engagiert. Während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ wollte ich mich dann auch gerne im Bereich der Flüchtlingsarbeit einbringen. Die RLC bietet mir dafür die perfekte Gelegenheit. Außerdem finde ich das Konzept der RLCs toll, die einer grundsätzlich benachteiligten Personengruppe die Möglichkeit zu einer kostenlosen Rechtsberatung bieten.

Als die Ausbildung begann, war ich schon in der Examensvorbereitung, sodass ich leider nicht selbst Beraterin geworden bin. Aber auch ohne das bereue ich es auf gar keinen Fall, mich bei der RLC zu engagieren. Das Engagement ist sehr bereichernd. Obwohl ich schon einiges über die Vereinsarbeit wusste, habe ich erstmals aktiv eine Vereinsgründung miterlebt und es war ein cooles Gefühl, den Verein von ganz unten aufzubauen und wachsen zu sehen. Auch habe ich durch die Arbeit in der RLC viele tolle neue Menschen kennengelernt.

Gibt es eine Veranstaltung der RLC, die Dir am besten in Erinnerung geblieben ist und falls ja, warum?

Am besten in Erinnerung geblieben sind mir das allererste Treffen und unsere Kick-Off- Veranstaltung im April dieses Jahres. Beim ersten Treffen waren wir einfach ein sehr zusammengewürfelter Haufen Studis mit einer Idee, die uns begeistert hat, aber noch wenig Plan von der Umsetzung. Bei der Kick-Off-Veranstaltung dann, als wir die Beratung offiziell starten konnten, war es einfach ein tolles Gefühl zu sehen, wie sich die eigene Arbeit auszahlt und wie aus dem zusammengewürfelten Haufen tatsächlich ein richtiger, funktionierender Verein geworden ist. Und das Gefühl, dass wir jetzt tatsächlich was bewirken und Menschen helfen können.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich im Beratungsressort oder einem anderen Ressort mitarbeiten möchte?

Für das Beratungsressort an mich! Nein, also jedes Ressort hat seine eigene E-Mailadresse, immer der Name des Ressorts und dann @rlc.uni-mainz.de. Also unsere E-Mail lautet beratung@rlc.uni-mainz.de. Die einzelnen Ressorts werden auch auf unserer Homepage nochmal vorgestellt. Einfach an die entsprechende Adresse schreiben, grundsätzlich erhält man innerhalb kurzer Zeit eine Antwort. Oder einfach unsere Ankündigungen auf Facebook im Auge behalten und schauen, wann das nächste Ressorttreffen ist und einfach direkt persönlich vorbeikommen. Wir freuen uns immer über neue Gesichter!

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