Am nächsten Donnerstag findet unsere jährliche Mitgliederversammlung statt, bei der auch ein neuer Vorstand gewählt wird. Wie ihr in der letzten Mail erfahren habt, stehen viele unserer Vorstandsmitglieder kurz vor oder nach ihrem ersten Staatsexamen und starten bald ins Referendariat. Also ein idealer Zeitpunkt für Mitglieder, nun einen Vorstandsposten zu übernehmen.
Um euch einen kleinen Einblick in die Vorstandsarbeit zu geben, haben wir Franziska Rothhöft, die stellvertretende Vorsitzende unseres Vereins interviewt.
Franziska, du bist von Beginn an - seit Frühjahr 2016 - stellvertretende Vorsitzende der RLC Mainz. Wie hast du von der geplanten Gründung einer Refugee Law Clinic in Mainz gehört und was hat dich motiviert, einen Posten im geschäftsführenden Vorstand zu übernehmen?
Ich bin seit dem 20.04.2016 stellvertretende Vorsitzende, also seit der ersten offiziellen Mitgliederversammlung, in der ich gewählt wurde. Die Idee zur Gründung der RLC kam damals in meinem Freundeskreis auf und ich war gleich begeistert von der ganzen Sache und wollte unbedingt aktiv dabei sein. Die angespannte Flüchtlingssituation im Jahr 2015 war zu dem Zeitpunkt ein sehr aktuelles Thema in der Öffentlichkeit, da wollten sich alle mit ihren Möglichkeiten engagieren. Und in meinem Fall hat sich neben dem Jurastudium eben der Aufbau einer kostenlosen Rechtsberatung für Geflüchtete in Form der RLC Mainz angeboten.
Neben dem geschäftsführenden Vorstand gibt es auch einen "erweiterten Vorstand". Worin besteht der Unterschied?
Der geschäftsführende Vorstand repräsentiert und vertritt den Verein offiziell nach außen. Er besteht aus drei Personen: Dem ersten Vorsitzenden (Lukas) der zweiten Vorsitzenden (ich) und dem Schatzmeister (Stefan).
Der erweiterte Vorstand besteht aus den Beisitzern und Beisitzerinnen, das sind bei uns in der Regel die Ressortleiter und Ressortleiterinnen. Diese regeln gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstand das Tagesgeschäft des Vereins.
Wie kann ich mir die Arbeit im (erweiterten) Vorstand ungefähr
vorstellen? Gibt es Vorstandssitzungen und falls ja, wie laufen diese ab?
Zur Arbeit im erweiterten Vorstand gehört es in erster Linie, bei den Vorstandssitzungen mitzuarbeiten und die Ressorts zu leiten. Zur Ressortleitung gehört es zB Ansprechpartner bzw Ansprechpartnerin für alle organisatorischen Fragen bezüglich der Ressortarbeit zu sein, die Aufgaben der einzelnen Ressortmitglieder zu koordinieren und in den Vorstandssitzungen zu berichten, was in den Ressorts geschieht.
Die Vorstandssitzungen selbst finden etwa alle sechs Wochen statt, dauern so ca ein- bis zwei Stunden und werden von dem geschäftsführenden Vorstand geleitet. Er erstellt vorher eine Tagesordnung mit den wichtigsten Themen und lädt ein paar Tage vorher alle Vorstandsmitglieder offiziell ein.
In den Vorstandssitzungen wird dann gemeinsam darüber diskutiert und abgestimmt, welche Projekte anstehen und welche Mittel dafür genehmigt werden, welches Ressort Hilfe braucht und wie es generell mit dem Verein weiter geht.
Neben dir sind auch Lukas als erster Vorsitzender und Stefan als Schatzmeister Teil der Geschäftsführung. Gibt es auch regelmäßige Treffen des geschäftsführenden Vorstands?
Ja, wir treffen uns regelmäßig, zusätzlich zu den Vorstandstreffen. In der „heißen Phase“, also in der Zeit als der Verein zunächst die Ausbildung der Asylrechtsberatenden und schließlich die Beratungstätigkeit aufgenommen hat, haben wir uns häufiger getroffen, ca. alle zwei Wochen. In der Zeit musste besonders viel mit der Universität und verschiedenen anderen Flüchtlingsorganisationen in Mainz besprochen werden. Mittlerweile läuft die Ausbildung, Beratung und das Tagesgeschäft allerdings in so geregelten Bahnen, dass wir uns deutlich seltener treffen. Zur Zeit treffen wir uns etwa alle vier Wochen, um zu besprechen, was im Verein grade so ansteht und ob irgendetwas von uns als geschäftsführendem Vorstand geregelt werden muss.
Wie läuft die Kommunikation zwischen den Vereinsmitgliedern, die sich in den einzelnen Arbeitsbereichen ("Ressorts") engagieren und dem Vorstand ab? Bist du auch Mitglied in einem Ressort?
Die Kommunikation findet bei uns in den Ressorts hauptsächlich über WhatsApp statt. Wir haben dort Gruppen für jedes Ressort, in dem wir unkompliziert kommunizieren können. Hauptsächlich wird dort besprochen, wer grade seine übernommenen Aufgaben erledigt hat oder Hilfe dabei braucht und wann man sich als Ressort das nächste mal trifft.
Der Vorstand verwendet zusätzlich noch die App „Slack“ zur Kommunikation, die etwas professioneller aufgebaut und grade für die Vereinsarbeit praktisch ist. Da kann man zB. direkt Aufgaben an unsere Hiwine verteilen, über Fragen abstimmen und generell einen besseren Überblick behalten.
Ich bin neben der Vorstandsarbeit noch in den Ressorts Beratung und PR tätig. Aber im Vorstand mischt man durch die Vorstandssitzungen eigentlich in allen Ressorts ein bisschen mit.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man Vorstandsmitglied werden möchte?
Man sollte zuverlässig sein und Spaß dran haben gemeinsam mit anderen an einem Projekt zu arbeiten. Abgesehen davon ist es schwierig zu sagen, was man konkret können sollte. Aber ich denke, am wichtigsten ist es eigentlich, bereit zu sein, neue Dinge zu lernen und sich in neue Themengebiete einzuarbeiten.
Wir wussten am Anfang alle gar nicht so richtig, worauf wir uns mit der Vorstandsarbeit einlassen und sind mit den verschiedensten Aufgaben konfrontiert worden, von denen wir erst gar nicht wussten, wie man das alles macht. Mit der Zeit wächst man da aber gut rein und dann ist man immer selbst beeindruckt davon, was man mittlerweile alles für Fähigkeiten dazugelernt hat. Und selbst wenn man mal etwas nicht können sollte, bekommt man ja direkt Unterstützung von den anderen Vorstandsmitgliedern.
Das Jurastudium ist bekanntlich sehr zeitintensiv - vor allem kurz vor dem ersten Staatsexamen. Wie gelingt es dir, die Vorstandsarbeit mit
deinem Studium und Privatleben zu vereinbaren?
Das klappt eigentlich erstaunlich gut. Die regelmäßigen Treffen, die durch den Verein anfallen, finden normalerweise in unserem Büro in der Universität statt. Da ist der Weg von den Vorlesungen oder der Bibliothek nicht weit, darum lässt sich das eigentlich ganz gut integrieren.
Zeit fürs Privatleben hat man natürlich auch noch. Und nach der langen Zeit im Verein sind die Treffen auch eigentlich keine Arbeit in dem Sinne, weil man sich mit dem ganzen Team mittlerweile sehr gut versteht und wir dann nach den Treffen manchmal noch zusammen was essen oder trinken gehen. Das ist dann natürlich eher Freizeit.
Also unternimmt der Vorstand auch privat etwas?
Wir wollen grade durch die Vereinsarbeit die Möglichkeit eröffnen, neue Leute kennen zu lernen, darum gehört zur Vorstandsarbeit auf jeden Fall ab und zu ein gemeinsames Grillen oder auch mal auf den Weihnachtsmarkt gehen und so weiter. Zum Teil haben sich dadurch mit der Zeit auch echt gute Freundschaften entwickelt, da trifft man sich dann natürlich auch, ohne dass es einen Anlass aus dem Verein dazu gäbe. Letztes Jahr im Herbst sind wir zB alle gemeinsam zu den Wasn nach Stuttgart gefahren.
Gibt es eine Veranstaltung der RLC, die dir am besten in
Erinnerung geblieben ist und falls ja, warum?
Ja, besonders unsere Kick-Off Veranstaltung im letzten Jahr. Da haben wir den Beginn unserer Beratungstätigkeit eingeläutet, die wir zu dem Zeitpunkt gut ein Jahr vorbereitet hatten. Das war eine schöne Belohnung für die ganze Arbeit im ersten Jahr und die Möglichkeit der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass es jetzt endlich mit der Beratung losgeht.
Wie stellst du dir die Zukunft der RLC vor?
Zur Zeit arbeiten wir daran, dass die Tätigkeit als Berater oder Beraterin auch für das Studium anerkannt wird. Dabei wollen wir insbesondere, dass jeder, der das einjährige Ausbildungs- und Beratungsprogramm durchlaufen hat, ein Semester für die sog. Freischussregelung anerkannt bekommt. Es würde mich freuen, wenn das in nächster Zeit klappt.
Vielen Dank für das Interview!